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Hoffnungsbrief Nr. 41

Eingang: 05.01.2021, Veröffentlicht: 05.01.2021

Hoffnungsbrief Nr. 41
Foto: Lena-Margret Ladwig


Liebe Gemeinde!

“Ich glaube, hilf meinem Unglauben” - das war die Jahreslosung für das Jahr 2020. Und irgendwie passt das, wenn auch nicht ganz so, wie es in der Bibel gemeint ist. An Sylvester 2019 - 2020 hat noch keiner vorausahnen können, wie sich das Jahr entwickeln würde - und das, was dann kam, konnte man nur ungläubig verfolgen. Lockdown und Lockerungen; Alltagsmasken und “Querdenken”, 7-Tage-Inzidenz und Triage. Alles Wörter, die bislang noch nie eine Rolle gespielt haben in unserem Leben
und die nun unseren Alltag bestimmen.

Hinter und neben diesen Schlagwörtern, die das Jahr geprägt haben, verbergen sich viele Einzelschicksale. Da ist die Familie, die zum Jahresbeginn fröhlich ihre Urlaube geplant hatte - und sich statt dessen wiederfand zwischen Homeoffice und Homeschooling, und das auch noch ohne Toilettenpapier. Da ist die Witwe, die ihren Mann nicht mal im Sterben begleiten durfte, weil Besuche im Krankenhaus nicht erlaubt waren. Und auch der letzte Abschied konnte nicht so begangen werden wie er vielleicht gut getan hätte. Fünf Leute nur am Grab, mehr gaben die Coronavorschriften nicht her. Und da ist der Kurzarbeiter, der seiner Familie dieses Mal keine Weihnachtsgeschenke machen konnte, und die Intensivschwester, die ihre eigene Gesundheit riskierte und dafür nicht mal vernünftig bezahlt wird. Da sind die vielen alten Menschen, die sich isolieren haben, weil die Angst vor Ansteckung groß ist, und die jungen Menschen, die auch nicht gefeit sind vor Einsamkeit und Depressionen, wo die vertrauten Ablenkungsmethoden und Kontaktflächen fehlen. So viele Menschen geistern mir durch den Kopf, für die das Jahr 2020 kein gutes Jahr war.

Aber bei genauem Hinsehen gab es doch auch viele schöne Momente: Paare haben geheiratet und ihre Kinder taufen lassen, auch wenn es keine großen Feierlichkeiten geben konnte. Menschen haben ihren Nachbarn Hilfe angeboten beim Einkaufen. Musiker und Musikerinnen haben von ihren Balkonen und vor Seniorenwohnheimen musiziert. Und auch wenn man sich körperlich nicht nahe sein konnte, sind sich viele Menschen doch auf eine andere Art näher gerückt, haben miteinander telefoniert, sich Briefe geschrieben oder sind zusammen spazieren gegangen.

Schweres und Schönes - beides hatte einen Platz in diesem vergangenen Jahr, sicher auch bei jedem einzelnen von uns. Wenn SIE zurück blicken auf die Tage und Wochen, die hinter uns liegen, dann fällt auch Ihnen sicher manche Last ein, die Ihr Leben beschwert hat, und mancher schöne Moment, auf den Sie dankbar zurück blicken. Beides hat seinen Platz vor Gott, beides kann ich ihm anvertrauen, und auch die Momente, in denen der Zweifel über den Glauben gesiegt hat. Manchmal ist es gut, sich das alles ins Bewusstsein zu rufen und die Gedanken und Gefühle fließen zu lassen - um sie dann loszulassen und frei zu werden für das, was die Zukunft bringt.

Ein neues Jahr liegt vor uns. Die Seiten im Kalender sind noch leer, und sicher ist es dieses mal nicht so leicht, Pläne zu machen und sich schon mal vorzufreuen auf das ein oder andere Highlight, das eigentlich anstehen würde in 2021. Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass das mit unserem Planen eine unsichere Sache ist. “Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne”, sagt manchmal einer, um darauf hinzuweisen, dass das Leben, das Schicksal oder eben Gott einem auch bei dem schönsten Plan einen Strich durch die Rechnung machen kann.

Warum Dinge manchmal nicht so laufen wie wir uns das erträumen, das weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass Gott es nicht lustig findet, wenn unsere Träume zerplatzen. Im Gegenteil: Mitfühlend ist er. Und das wünscht er sich auch von uns. Sicher wird auch 2021 kein einfaches Jahr - aber wenn wir in allem Auf und Ab auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen und auch schauen, wie wir einander durch diese Zeit helfen können, ist schon viel gewonnen. So sagt es die Losung für 2021: “Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist”.

Herzlichst, ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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