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Hoffnungsandacht (35) zum Ewigkeitssonntag

Eingang: 19.11.2020, Veröffentlicht: 19.11.2020

Hoffnungsandacht (35) zum Ewigkeitssonntag
Foto: Ladwig

Diese Woche ercheint der Hoffnungsbrief als Hoffnungsandacht, da wegen der Coronasituation nicht alle zum Ewigkeitssonntag in den Gottesdienst kommen können. Die Andacht hält Pastor Dr. Meisiek.


Hoffnungsandacht zum Ewigkeitssonntag

Wer mag, zünde sich eine Kerze an, als Zeichen:
Jesus Christus, das Licht der Welt, ist bei uns - auch wenn die Zeiten dunkel sind.

Wir feiern Andacht am Ewigkeitssonntag - jeder für sich, aber in Gedanken verbunden.
Unsere Kirchenglocken läuten, um uns zu erinnern: Auch wenn wir nicht zusammen kommen können, ist Christus mitten unter uns, wenn wir zu ihm beten:
Gott, gerade heute ist es wieder so schwer:
Sich den Abschied ins Gedächtnis zu rufen.
Diese ganz besondere Lebensgeschichte zu erinnern.
Aufgrund der äußeren Umstände nicht mal gemeinsam trauern zu können.
Gott, sei du da. Sei mir ganz nahe, jetzt, in diesem Moment.
Gib meiner Trauer Raum - und gib ihr Grenzen.
Berühre mein Herz und meine Seele,
damit ich weiter gehen kann auf dem Weg, den du für mich erdacht hast. Amen



Lied (im Herzen zu singen): Morgenglanz der Ewigkeit

1. Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.

2. Deiner Güte Morgentau fall auf unser matt Gewissen;
lass die dürre Lebens-Au lauter süßen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar, immerdar.

3. Gib, dass deiner Liebe Glut unsre kalten Werke töte,
und erweck uns Herz und Mut bei entstandner Morgenröte,
dass wir, eh wir gar vergehn, recht aufstehn.

4. Ach du Aufgang aus der Höh, gib, dass auch am
Jüngsten Tage unser Leib verklärt ersteh und, entfernt von
aller Plage, sich auf jener Freudenbahn freuen kann.

Gedanken zum Ewigkeitssonntag Ps 90, 10-12
Mit dem heutigen letzten Sonntag im Kirchenjahr erinnern wir uns an das, was wir verloren haben. Für viele von Ihnen ist das der Mensch, der an Ihrer Seite gewesen ist: die Mutter oder der Vater, der Ehepartner oder gar ein Kind. Ein Verlust, der unersetzlich bleibt, weil so viele Erinnerungen uns verbunden haben und noch verbinden. Ein trauriger Tag auf den ersten Blick, aber auch ein hoffnungsvoller Tag im Blick auf die Vollendung, die keiner von uns selbst schafft, sondern die uns geschenkt wird im Glauben an Jesus Christus. Unser Glaube kann uns trösten und heilen, weil wir durch ihn lernen können, nicht nur das Verlorene zu betrauern, sondern auch das genossene gemeinsame Leben dankbar zu erinnern. In diesem Sinne gilt der Grundsatz: &Das Geheimnis der Erlösung liegt in der Erinnerung”. Den Verlust zu vergessen, hilft nicht, aber zu lernen damit so umzugehen, dass wir uns wieder freuen können, darauf kommt es an.
Wer nicht weinen kann, der kann sich oft auch gar nicht richtig freuen. Gleichgültigkeit und Herzenskälte können uns ums ganze Leben bringen. Glücklich sein kann am Ende nur der, der auch das Unglück ermessen kann, weil er es selbst erlebt hat. Freude und Trauer, Höhepunkte und Tiefpunkte erleben wir auf unserem Lebensweg. Ich möchte sie nicht missen, weil sie mir so oder so den Wert des ganzen Lebens zeigen. Ps 90 benennt die Dauer unseres Lebens recht nüchtern:
Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hochkommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe.
Keiner von uns kann sein Leben völlig selbst bestimmen. Das zu erreichen wäre vergebliche Mühe. Keiner von uns hat Macht darüber, wann einem die letzte Stunde schlägt. Keiner kann sich nur das Gute aussuchen. Stets können wir nur beides annehmen und dennoch versuchen, das Beste daraus zu machen. Jeder von uns kann Gott nur bitten, dass wir hinnehmen, was wir nicht ändern können, aber an dem arbeiten, was wir in der Hand haben. Vor allem gilt es, beides voneinander zu unterscheiden: Wo ist es nötig geduldig zu bleiben und wo können wir etwas bewegen. So wenig man einen anderen Menschen ändern kann, so sehr können wir unseren Umgang mit dem Leben ändern.
Das Ziel, das ich erreichen möchte, beschreibt der Psalm 90 so: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Wenn ich das Leben von seinem Ende her ansehe, dann begreife ich, welche Chance ich heute noch habe: so zu leben, als sei mein letzter Tag schon nahe. Ich will das Wichtige jetzt tun und das weniger Wichtige warten lassen. Das zu unterscheiden ist die Lebenskunst.
Das Schwere an allen Abschieden ist, dass wir da nichts mehr selbst entscheiden können. Alles was getan werden konnte, muss schon getan sein. Ein Trost aber bleibt: Gott kann den Abschied, der mich schmerzt, überwinden, indem er mir die Hoffnung auf ein Wiedersehn schenkt. Wer sich von Herzen freuen kann, dass wir uns im Glauben einmal wiedersehen, dass wir bei Christus vereinigt werden für immer, der hat das Ziel des Lebens erkannt und wird es in Gott erreichen. Bis dahin gilt es eine gute und dankbare Erinnerung an gemeinsame Jahre zu pflegen. Denn wie der Dichter Jean Paul schreibt: &Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem mich keiner vertreiben kann!”

Fürbitte - Vater Unser - Segen
Gott, du Freund an meiner Seite -
du bist es, der noch Hoffnung geben kann, wenn ein Leben erlischt.
In deine Hand geben wir die, die wir loslassen müssen hier auf der Erde.
Halte sie sanft - so wie eine Mutter ihr Baby hält, voller Liebe.

Gott, du Weggefährtin in der Nacht -
du hältst eine Zukunft für uns bereit. Nimm die Angst aus unseren Herzen.
Schütze die, die deine Liebe und deinen Frieden zu den Menschen tragen wollen -
und wehre denen, die Hass und Gewalt säen.

Gott, der du Umkehr möglich machst -
nimm uns an mit unseren Fragen und Zweifeln, mit unserer Trauer und Sehnsucht.
Trockne unsere Tränen. Tröste und heile, was in uns zerbrochen ist.
Segne die Erinnerungen und schenke uns eine Ahnung von deiner neuen Welt.
Gott, sei mit deinem Segen bei den Menschen, an die wir heute besonders denken:
(hier können Namen genannt werden von den Menschen, an Ihnen am Herzen liegen)

Gott, zu dir beten wir mit den Worten, die dein Sohn uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen


Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir - und mit dir seiner ganzen Welt Frieden. Amen
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