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Hoffnungsbrief Nr. 22

Eingang: 21.08.2020, Veröffentlicht: 21.08.2020

Hoffnungsbrief Nr. 22
Liebe Gemeinde,

an diesem Sonntag ist das Gleichnis Jesu vom Pharisäer & Zöllner Grundlage der Predigt. Anders als vermutet, sind Pharisäer nicht die Hauptgegner Jesu, sondern die Frommen, mit denen er oft im Gespräch ist. Die Zöllner dagegen sind im ganzen Volk verhasst, weil sie Zölle für die römische Besatzungsmacht erheben und daraus noch Profit schlagen, indem sie stets einen Anteil für sich selbst draufschlagen. Dennoch geht das Gleichnis unerwartet aus: nicht der Zöllner erscheint als Obersünder, sondern der fromm Erscheinende.

Der Pharisäer ist dem kirchennahen Menschen durchaus verwandt, weil er gewohnt ist Gutes zu tun, aber sich dessen auch noch rühmt. Das sollen wir um Gottes willen nicht tun, sondern die rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke Hand tut.

Wer sich für fromm hält und die weniger Frommen verachtet, missachtet das Gebot Jesu von der Bruderliebe. Jesus erzählt von zwei typischen Menschen, wie sie täglich zum Gebet ins Gotteshaus kommen: einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst: “Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.”

Auch im Islam gehören beten, Almosen geben und fasten zu den grundlegenden Eigenschaften des Glaubens. Unser Glaube hält sich nicht bei formalen Dingen auf, die selbstverständlich sind, sondern nimmt am Evangelium Maßstab. Diesen Maßstab setzt Jesus hier deutlich mit dem angemessenen Auftritt des Zöllners: Er tritt nicht selbstgerecht und hochmütig, sondern vielmehr demütig auf, weil er seine Sünden bereut: Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: “Gott sei mir Sünder gnädig!” Jesus fasst zusammen: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Kennen wir das nicht von uns selbst, wie wir aus Geltungsdrang und falschem Eifer uns selbst in Szene setzen auf Kosten anderer, über die wir lachen und spotten? Das Gleichnis erinnert uns an ein anderes Gleichnis, in dem Balken und Splitter im Auge verglichen werden. Im Grunde geht es immer um das Thema mangelndes Erbarmen und Lieblosigkeit im Umgang mit fehlbaren Mitmenschen. Wer sich selbst für unfehlbar hält und genau weiß, dass er selbst auf die Seite der Guten gehört, der bereitet anderen die Hölle und am Ende auch sich selbst. “Gott sei mir Sünder gnädig!” - das ist die Haltung, die Gott von uns fordert. Niemand darf vergessen, dass jeder von uns auf Gottes Gnade und Vergebung angewiesen ist. Der Fromme und der Sünder, denn alle sündigen vor Gottes Augen. Nicht umsonst steht dieser Satz “Gott sei mir Sünder gnädig!” in manchem Beichtgebet. Ohne ihn gehen wir nicht gerechtfertigt nach Hause, denn wir alle leben von der Vergebung Gottes. Also sollen auch wir vergeben, d.h. Erbarmen haben. Erbarmen zeigen mit allen Kreaturen, Pflanzen, Tieren und Menschen, vor allem mit allen, die schwächer sind als wir.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag.
Ihr Pastor Cornelius Meisiek
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