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Hoffnungsbrief Nr. 69

Eingang: 22.07.2021, Veröffentlicht: 23.07.2021

Hoffnungsbrief Nr. 69
Liebe Gemeinde!

Ich packe meinen Koffer ... Vielleicht kennen Sie dieses Spiel aus Ihrer Kindheit. Alle sitzen im Kreis und eine, einer beginnt: “Ich packe meinen Koffer und nehme mit ...” Reihum, wird alles genannt, was in den Koffer hinein soll. Doch bevor man sagen darf, was man selbst gerne in den Koffer legen möchte, muss man alles wiederholen was die gesagt haben, die vor einem dran waren.

Ich habe dieses Spiel immer gerne gespielt. Erstaunlich eigentlich, denn das “richtige” Kofferpacken macht mir wenig Spaß. So viele Fragen: Was brauche ich alles unterwegs? Auf was kann ich verzichten? Was ist unverzichtbar? Und dann sitze ich da vor meinem halb gepackten Koffer und komme ins Nachdenken. Wie muss das sein, wenn ich meinen Koffer packe und gar nicht klar ist, ob ich jemals wiederkomme? Weil ich aus einem Land fliehen muss, in dem mein Leben in Gefahr ist? Weil ich ins Krankenhaus muss und nicht weiß ob die Operation gelingt, ob die Behandlung erfolgreich ist, ob ich die Nebenwirkungen einer Therapie verkraften werde? Auf was kann ich verzichten - und was ist unverzichtbar, wenn es nicht nur um eine Reise geht, sondern ums Ganze?

Als ich nach dem Abitur als Ehrenamtliche in einem britischen Internat für schwerstbehinderte Jugendliche gearbeitet habe, haben die Begegnungen dort meine Vorstellung von dem, was wirklich wichtig ist im Leben, sehr verändert. Die Jugendlichen, mit denen ich zu tun bekam, waren nur unwesentlich jünger als ich. Sie alle hatten mehr Ballast im Gepäck ihrer Lebensreise als ich oder alle anderen Jugendlichen, die ich bis dahin kennengelernt hatte. Und trotzdem hatten sie eine positive Grundeinstellung zum Leben; waren sehr freundlich und haben aus jedem Tag das Beste gemacht. Das hat mich sehr beeindruckt.

Vor ein paar Jahren durfte ich dann sechs schwer beeinträchtigten Konfirmanden bei ihrer Konfirmation den Segen Gottes zusprechen. Für die Reise durch ihr Leben habe ich Ihnen ein Wort aus dem Buch Genesis ausgesucht: Gott der Herr wird dir seinen Engel mitschicken und deine Reise gelingen lassen. Gottes Segen sollte mit in ihren Koffer kommen, mit in ihr Reisegepäck. Und so kam er zu all‘ dem, was da schon vorher im Koffer lag - aber ich denke, er hat das Gepäck nicht schwerer gemacht.

Gott ist uns Begleiter auf unserem Lebensweg - egal wie dieser Weg auch aussehen mag. Auf vielerlei Weise ist er bei uns: In Hoffnungsliedern. In Worten, die meine Seele berühren. In guten Gedanken, die ein lieber Mensch mir schickt und die wie ein Engelsflügel mein Leben streifen und es sanft in eine andere Richtung lenken - denn auch Gedanken haben Kraft. In all dem zeigt Gott seine heilsame Gegenwart.

Möge diese Gewissheit auch Sie begleiten auf Ihrer Reise durchs Leben - auf dass diese Reise gelingen möge! Ich packe meinen Koffer ... und nehme einen Engel mit!

Herzlichst, Ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig



P.S. Wir sind voller Hoffnung, dass das Leben in der nächsten Zeit wieder etwas “normaler” verlaufen kann. Viele Veranstaltungen dürfen, wenn auch nur unter Einhalten der Vorsichtsmaßnahmen, wieder stattfinden. Deshalb werden Sie unseren Hoffnungsbrief nun nicht mehr wöchentlich erhalten, sondern nur noch einmal im Monat, jeweils zum Monatswechsel, und auch nur dann, wenn nicht ohnehin schon ein Gemeindebrief erscheint. Vielleicht sehen wir uns ja statt dessen einmal im Gottesdienst - ich würde mich freuen!
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