Predigt von Pastor Dr. C. Meisiek zum
Gottesdienst in Capellenhagen am 26.07.20
Liebe Gemeinde,
dem heutigen 7. Sonntag nach Trinitatis ist der 107. Psalm zugeordnet. Er beginnt mit einem Hauptthema des Psalters, dem Dank:
Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Viele von Ihnen kennen diesen Psalm auch als Kanon, den wir als Tischgebet am Mittagstisch verwenden können. Das Danken ist in den Psalmen die wichtigste Haltung, die der Beter Gott gegenüber erweisen kann. Bevor ich um etwas bitte, gilt es zu danken für vieles was uns der HERR schon gegeben hat.
Das Lob des Schöpfers ist stets zu singen, denn die Schöpfung und alle Geschöpfe preisen ihn beständig mit ihrem Leben. Die Welt in ihrem Schöpfungsstadium lebte in Eintracht mit dem Schöpfer und den Mitgeschöpfen. Vor dem Sündenfall wurde kein Tier getötet. Die Menschen ernährten sich von dem, was die Natur ihnen anbot. Alles war ihnen erlaubt, nur nicht die Früchte vom Baum der Erkenntnis und des ewigen Lebens.
In heutigen Zeiten sehnen sich viele nach diesem Stadium menschlicher Unschuld zurück. Seitdem ist viel geschehen. Ganze Völker und Naturräume wurden ausgerottet und verwüstet. Bis heute wird die Erde rücksichtslos ausgebeutet, bis nur eine Wüstenei zurückbleibt. Nur wenige Jahre kann das Gelände eines gerodeten Urwaldes als Ackerland dienen, danach bleibt ein unfruchtbarer Landstrich zurück. Der Regenwald im Amazonasbecken, die Lunge der Welt, wird immer kleiner. Satellitenaufnahmen zeigen das, dazu die Brandrodung, die viel CO2 in die Atmosphäre entlässt und zur Aufheizung des Klimas beiträgt.
Hinzu kommen die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze: Öl ist wichtiger als Natur. Wenn die Welt nach Energie verlangt, wird wenig Rücksicht auf die genommen, die mit den Folgen der Ausbeutung der letzten Energiereserven überleben müssen. Brandrodung im Urwald, tier- und menschenfeindliche Schlachthöfe, Äcker ohne Bienen, das erschüttert heute das Vertrauen in die Zukunft der Menschheit.
Als Christen leben wir vom Gottvertrauen und nicht vom vergeblichen Hoffen auf den Menschen. Ob wir dazulernen können? Möglich ist es, aber nicht garantiert.
Der Psalmbeter hofft nicht auf die Fähigkeit der Menschen dazuzulernen. Er hofft allein auf den Herrn. Der HERR kann den Menschen erlösen von der Gier, mit der er sich und seine Umwelt zerstört. Ja er kann sie sogar aus ihren Ängsten erretten. Diesen Hinweis gibt uns der Psalmbeter, damit wir nicht alle Hoffnung fahren lassen, sondern mit Gottes Hilfe umkehren.
Unsere größte Angst heute ist, dass wir zwar bis heute an Gottes Werke nicht heranreichen, aber in der Lage sind alle und alles zu zerstören. Bald wird es zu spät sein, umzukehren weil der Klimawandel unumkehrbar sein wird. Die Heimat der Küstenbewohner wird überschwemmt. Südliche Länder werden vertrocknen, andere versinken in immer verheerenderen Sturmfluten und Überschwemmungen.
Es gibt Leute, die begonnen haben, Konsequenzen zu ziehen. Manche hören auf Fleisch zu essen, weil mit dem Soja, das auf ehemaligen Urwaldflächen wächst, unser Vieh gemästet wird. Manche verzichten auf umweltschädigende Autofahrten und das Flugzeug, weil deren CO2 –Ausstoß immer stärker wächst. Wer ist früher geflogen und wie viele fliegen heute – nicht nur Geschäftsreisende....
Die gegenwärtige Weltlage hat das Reisen in viele Länder unterbunden. Wer sonst in den Süden gefahren wäre, der bevölkert jetzt die Strände der einheimischen Badeseen und die Nord – und Ostseeküste. Viele, so auch wir, sind einfach zu Hause geblieben. Es gibt so viel zu tun im Garten: zu ernten, zu hacken und zu pflegen. Der Psalm 107 erinnert uns daran, wie hungrig und durstig unsereins sein kann. Die Zahl der Hungernden steigt wieder nach Jahren der besser gewordenen Ernährungslage.
Was hat das mit unserem Glauben zu tun? Der Psalm 107 gibt uns eine angemessene Antwort: Wir brauchen keine Futtermittelimporte, weil wir wie unser Vieh hier unser Auskommen finden. Weiden und Rübenanbau bekommen Schweine und Rinder satt. Auch wir können uns weitgehend aus der eigenen Region ernähren. D a r u m
sollen wir dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er sättigt die durstige Seele und füllt die hungrige Seele mit Gutem.
Das Gute liegt nahe, im Garten, in Wiesen, Feldern und Wäldern. Es will wieder entdeckt werden, auf dass wir wieder danken und zufrieden sein können. Es gibt einen Trend zurück zum eigenen Garten, Corona sei Dank, hoffentlich hält dieser Trend an, auch wenn die Pandemie vorüber ist. Amen.