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Hoffnungsbrief Nr. 24

Eingang: 02.09.2020, Veröffentlicht: 02.09.2020

Hoffnungsbrief Nr. 24
Endstation: Deutschland

Glitzer, Chrom und Lichterglanz, Rolltreppen bis in den Himmel.
Exklusive Herrenunterwäsche und Ballkleider für die Kleinsten.
Du sitzt da in deinem weißen Kittel, Frau von wer weiß woher, und die Augen fallen dir zu.
Träumst du von zu Hause?
Münzen klimpern auf den Teller vor dir.
Du lächelst.
Augen und Zähne blitzen in deinem dunklen Gesicht.“Thank you.”

Kurze Schritte vor einer roten Ampel.
Die Zunge leckt am Eis, Rinnsale tropfen auf den Boden.
“Mama, meine Zunge - ganz blau.”
Du stehst da, eine Armeemütze auf deinem Kopf, Mann von wer weiß woher, und guckst auf Mutter und Kind.
Kennen die Kinder in deinem Land einen “Blauen Engel”?
Die Straßenbahn kommt – Linie 2 – und du springst rein.
“Türen schließen selbsttätig.”

Stimmengewirr und laute Musik, Zigarettenqualm und Tigerspice.
Du sitzt an der Theke, Mensch von wer weiß wo her.
Für einen Moment treffen sich unsere Blicke.
Was denkst du über mich, die ich hier geboren bin, wo Gottes segentriefende Fußstapfen durchs ganze Land ziehen?
Muss mein Herz nicht mit Jubel gefüllt sein – hier leben zu dürfen!
Muss mein Mund nicht überfließen, mit immer neuen Worten dafür danken?


Liebe Gemeinde,

am 6.September beginnt die jährliche “Woche der Diakonie”.Sie soll erinnern an die wichtigen Aufgaben, die diakonische Einrichtungen in unserer Kirche erfüllen.

In einer dieser Einrichtungen habe ich selbst einige Jahre gearbeitet, in der Bahnhofsmission in Elze.Eine spannende Aufgabe: viele ganz unterschiedliche Menschen nahmen den Dienst in Anspruch. Die alte Dame, die ihren Koffer nicht alleine von einem Bahnsteig zum nächsten tragen konnte.Die junge Mutter mit ihrem Kinderwagen.Der altersverwirrte Mann, der nicht genau wusste, wo er eigentlich hin will.Die ausländische Familie, vom Kleinkind bis zur Urgroßmutter, die, ihre Habseligkeiten in Plastiktüten verpackt, auf dem Weg in ein Auffanglager waren.Der Berber, der um eine Suppe und ein paar Scheiben Brot bat.Da wurde nicht viel gefragt, sondern es wurde angepackt.Es war egal, ob jemand evangelisch ist oder katholisch, einer anderen Religion angehört oder gar keiner.Dort, wo Hilfe möglich war, da wurde geholfen – schnell und unbürokratisch.Dort, wo jemand einen Menschen brauchte, der zuhört, da war Zeit da und ein offenes Ohr.

Das ist Diakonie: da wird nicht gewartet, dass die Menschen zu einem kommen, sondern da geht Kirche dahin, wo die Menschen Unterstützung brauchen: auf Bahnhöfe, in Krankenhäuser und zu den Obdachlosen auf die Straße.Sie schenkt Hoffnung und neue Perspektiven.Und da, wo keiner mehr helfen kann, gibt sie Trost und Begleitung.

Die Diakonie ist das, wofür mein Herz am meisten schlägt in unserer Kirche.Ich möchte etwas weitergeben von dem, was ich in meinem Leben an Liebe und Zuwendung erfahren haben; von meiner Erfahrung, getragen zu sein in schwierigen Zeiten.Und auch von dem, was mir materielle Sicherheit gibt.Jeder Blick in die Zeitung, jede Tagesschau macht es mir deutlich, was für ein Geschenk es ist, ein Dach über dem Kopf zu haben, einen Beruf, etwas zu essen.

In jedem Gottesdienst sammeln wir für diakonische Aufgaben in unserer Gemeinde.Mit diesem Geld werden regionale diakonische Einrichtungen unterstützt, oder Obdachlose, die am Pfarrhaus klingeln.Menschen, die in einer Notsituation sind und kein Geld mehr für Lebensmittel haben oder Familien, die die Konfirmandenfreizeit nicht bezahlen können.

Wichtig ist mir bei der ganzen Sache aber auch, dass wir durch diese regelmäßige Kollekte für diakonische Aufgaben immer wieder daran erinnert werden, dass Diakonie nichts ist, was nur von Institutionen geleistet wird.Diakonisches Handeln gehört zum Christ – Sein dazu.“Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.” , so sagt Jesus im Matthäusevangelium (28,40b).

Herzlichst, ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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