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Hoffnungsbrief Nr. 10

Eingang: 27.05.2020, Veröffentlicht: 27.05.2020

Hoffnungsbrief Nr. 10
Foto: Ladwig


Liebe Gemeinde,

Löwenzahn hat mich schon als Kind fasziniert. Mal abgesehen davon, dass ich diese gelben Klekse auf der Wiese unwiderstehlich anziehend fand (trotz des Ärgers, den ich jedes Mal
bekam, weil Löwenzahnflecken auf Kinderhosen ziemlich hartnäckig sind), hat mich auch der Samenstand des Löwenzahns angelockt. Einmal gegengepustet, fliegen die kleinen Fallschir-
me in alle Himmelsrichtungen davon. Und manchmal haben meine drei Schwestern und ich uns regelrecht darum gestritten, wer als Nächste pusten darf.

Heute, als Erwachsene, bewundere ich vor allem die Hartnäckigkeit des Löwenzahns. Egal, wohin der Wind ihn auch treibt; egal, wie widrig die Umstände auch sein mögen - er kann Fuß fassen. Allerdings taucht er in meinem Garten dafür auch an Stellen auf, an denen er eigentlich nicht wachsen soll - aber der Wind, der die Samen mit sich trägt, weht halt, wo er will.

Auch Gottes Geist weht, wo er will. Das verrät uns die Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte, als der Geist Gottes wie ein Sturmbrausen die Freunde Jesu aus ihrem Versteck treibt, in das das ganze Kreuzigungstrauma sie getrieben hatte. Ein wenig kann man diese Situation, in der die Jünger damals fest steckten, mit unserer Zeit der Corona-Einschränkungen heute vergleichen: Hinter verschlossenen Türen saßen sie, vom Leben abgeschnitten. Sie mieden den Kontakt zu anderen, aus Angst um ihr Leben. Abgekapselt waren sie. Vereinzelt. Verunsichert.

Aber der Geist Gottes erreicht sie trotzdem. Er fegt in die Verstecke wie ein frischer Wind und pustet die Traurigkeit aus den Köpfen hinaus. So schafft er Platz und sät aus, was wachsen soll: Hoffnung. Vertrauen ins Leben. Und vor allem: Liebe! Eine Liebe, die Menschen verbindet, auch über Entfernungen hinweg. Eine Liebe, die so groß ist, dass sie überwinden kann, was Menschen trennt. Eine Liebe, die nicht auf die Unterschiede blicken lässt, sondern die Augen öffnet für das, was uns allen gemeinsam ist.

Diese Saat, die der Heilige Geist da aussät in den Köpfen der Menschen - sie ist so hartnäckig wie Löwenzahn. Findet die kleinste Spalte im Beton, um sich festzusetzen und Wurzeln zu schlagen. Gedeiht auf dem kärgsten Boden. Wächst, auch wenn ich sie nicht andauernd gieße und bekümmere. Denn Gott will, dass sie wächst. Gott will, dass
Lebendigkeit ins Leben kommt, immer wieder neu. Kleine gelbe Klekse auf einer grünen Wiese. Hoffnungsfunkeln im Herzen.

Herzlichst, Ihre Zwischenzeit-Pastorin Anne Christin Ladwig
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